Canned Hunting: Wie du Unterstützer entlarvst

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Wie kannst du verhindern, dass es dir wie uns ergeht und du versehentlich die Canned Hunting-Industrie in Südafrika unterstützt? Worauf solltest du achten, wenn du Parks und Lodges besuchst? Wie unterscheidest du – egal, ob auf Reisen oder als Volunteer – Anbieter artgerechter Safaris von jenen, die Löwen und andere Tiere für den Abschuss aufziehen? Ich habe einige Punkte gesammelt, die dir als Indikatoren helfen können, um Lodges zu entlarven, die Teil der perfiden Industrie sind.

1. Werden Löwenbabies gezüchtet?

Das ist der erste Punkt, der dich stutzig machen sollte. Wozu züchtet der Anbieter deines Abenteuers Löwen? Was passiert mit den Babies? Wie ich im Blogpost über unsere Erfahrungen geschrieben habe, ist das Auswildern von Löwen sehr schwierig. Wenn man dir also erzählt, man züchte die Babies für den Artenschutz, indem man sie in die Wildnis entlasse, solltest du nochmal genauer hinsehen.

2. Werden Aktivitäten mit den Löwen angeboten? Streicheln? Spaziergänge?

Hier spricht vieles dafür, dass die Lodge die Canned Hunting-Industrie unterstützt. Typischerweise werden die Babies der Löwenmutter nach wenigen Tagen weg genommen und von Menschen mit der Flasche aufgezogen. Reisende können die Löwenbabies kraulen, im höheren Alter kann man „Walking Safaris“ mit den jungen Löwen buchen. Wenn sie zu alt und gefährlich werden, verkauft der Anbieter die Tiere dann an Farms, die Gatterjagd anbieten. So läuft dieses ekelhafte Geschäft. Und es startet meist mit dem Angebot, Löwenbabies zu knuddeln. Und mit der Lüge, diese würden später ausgewildert. Denn welcher Tierliebhaber will schon Löwen kraulen, wenn er oder sie weiß, dass sie einzig für den Abschuss geboren wurden?

3. Gibt es zwar Interaktionsmöglichkeiten aber keine Verbindungen zu Canned Hunting?

Es gibt auch Projekte (beispielsweise mit Geparden), die nicht auf Jagd ausgelegt sind, sondern sich für den Artenschutz einsetzen und sich über Aktivitäten mit den Tieren (gemeinsame Spaziergänge etc.) finanzieren. Meist gestatten diese Anbieter aber keinen Zugang zu den Neugeborenen – zumal sie diese auch nicht am Fließband züchten. Googelt man solche Projekte,  findet man meist dennoch viel Kritik, weil das Interagieren mit den Tieren gestattet ist. Auf Listen, die Volunteers Hilfestellung bei der Suche guter Projekte geben sollen, fallen sie oft in die Kategorie mit Projekten, die eigentlich gut wären, aber aufgrund der Interaktionsmöglichkeiten Abzug erhalten. Hier musst du für dich entscheiden, was du vertreten kannst und willst.

4. Bietet die Farm sogar direkt Jagdmöglichkeiten an?

Hierzu muss ich nicht mehr viel schreiben. Wenn du auf den Seiten der Lodge bereits Angebote für das Schießen von Löwen (oder anderen Tieren, beispielsweise Giraffen) in einem umzäunten Areal findest: Lass die Finger davon.

5. Findest du online Erfahrungen?

Neben der Recherche auf den eigenen Seiten der Anbieter kann auch Google helfen. Was schreiben ehemalige Besucher? Gibt es negative Erfahrungen? Die Liste, die ich unter 2. verlinkt habe, ist eine stetig aktualisierte Auflistung zahlreicher Anbieter über das ganze Land verteilt. Die Projekte werden anhand von Erfahrungsberichten und Indizien in Kategorien unterteilt. Auch hier kannst du eventuell einige Hinweise finden.

6. Man reagiert genervt auf Fragen

Wenn du die ersten fünf Punkte vorab gecheckt und als positiv empfunden hast, kann das Abenteuer eigentlich losgehen. Falls du dann vor Ort doch ein ungutes Gefühl hast (viele Löwenbabies, man bietet dir doch Interaktion mit den Löwen an, die Gehege oder gar die Tiere sind in schlechtem Zustand), obwohl du vorab dachtest, es handele sich um einen guten Anbieter (so ist es uns ja ergangen): Frag nach. Am besten nach allem, was dir auf der Seele brennt. Guides bei echten Schutzorganisationen werden deine Fragen geduldig beantworten, solange du freundlich bleibst. Reagiert man pampig und abblockend, kann das ein Zeichen dafür sein, dass etwas im Busch ist…

Ein Patentrezept, das dir garantiert, dass deine Tierabenteuer (egal, ob mit Löwen, Walen, Affen, Elefanten…) wirklich im Sinne der Tiere sind, gibt es nicht.
Sobald Tiere in Gefangenschaft leben, wird es schwierig, sicher zu gehen, dass das Tierwohl im Vordergrund steht. Mit den Tipps kannst du aber nach Indizien Ausschau halten, die echte Auffangstationen von fiesen Unternehmern unterscheiden.

Echte Wildtier-Erfahrungen sind tausend Mal mehr wert…

Wirklich authentische Erfahrungen mit wilden Löwen und anderen Tieren kannst du in Parks, wie dem Krüger Nationalpark oder dem Addo Elephant Park (hier leben tatsächlich nicht nur Elefanten 😉 ) erleben. Außerdem gibt es zahlreiche kleinere private Game Lodges, bei welchen die Tiere auf riesigen Arealen ohne menschlichen Kontakt gehalten und Safaris angeboten werden. Kuscheleinheiten und Spaziergänge mit Löwen wirst du bei verantwortungsbewussten Anbietern nicht finden.
Dennoch: Ich würde jede Lodge vorab mit einer Recherche im Internet gegen checken. Sicher ist sicher.
Denn auch in freier Natur ist es wichtig, dass die Löwen (und natürlich auch alle anderen Tiere – Stichwort Whale Watching) durch den Menschen nicht gestört werden, indem man beispielsweise zu nah an sie heran fährt.

Einige weitere Links mit vielen Informationen zu Canned Hunting findest du im Blogpost darüber, wie die Canned Hunting-Industrie Matthias und mich trotz Recherche blenden konnte.

Wenn du wirklich im Sinne der Löwen handeln willst, musst du auf die Tuchfühlung leider verzichten. Kleine Löwenbabies zu knuddeln mag im ersten Moment schön klingen. Ich fand allerdings, dass es sich extrem falsch angefühlt hat. Es liegt eben einfach nicht in der Natur der Sache.

Es gibt natürlich auch viele gute Projekte und Auffangstationen. Die zeichnen sich aber eher selten dadurch aus, dass die Tiere gezüchtet werden oder zutraulich sind, und generell NIE dadurch, dass sie irgendwelche Kunststücke vorführen.

Letztlich solltest du dich im Zweifel auf deine Intuition verlassen und dir lieber ein vermeintliches „Tier-Abenteuer“ bei zwielichtigen „Schutzorganisationen“ entgehen lassen, als hinterher festzustellen, dass du damit mehr geschadet, als geholfen hast. Das ist nämlich echt ein mieses Gefühl.

Ich werde in Zukunft öfter mal über die verschiedensten guten und schlechten Möglichkeiten zum Kontakt mit Tieren schreiben. Bis dahin findest du tolle Blogposts zum Tierschutz auf Reisen unter anderem bei Lisa und Philipp von imprintmytravel und bei Sebastian und Line von Off the Path 🙂

P.S: Der Löwe im Titelbild wurde im Addo Elephant Park aufgenommen. Die paar Fotos, die es von unseren Erfahrungen auf der Lodge, die vermutlich Canned Hunting unterstützt, gibt, habe ich zwar aufgehoben. So erinnern sie mich jedes Mal daran, dass ich vorsichtig sein muss, wenn ich Erfahrungen mit Wildtieren buche. Ich würde die Bilder aber niemals verbreiten.

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