Wir schreiben das Jahr 2011. Matthias und ich sind gerade einmal drei Monate ein Paar und unterwegs auf unserem ersten USA-Roadtrip durch Neuengland. Es ist etwa 20 Uhr; wir sitzen in einem Restaurant in einem Randbezirk von Boston. Und vor mir stehen die wohl unscheinbarsten 1000 Kalorien, die ich je gesehen habe.
Auf einem weißen Teller thront ein simples Stückchen Kuchen, umgeben von drei Erdbeeren und einem Häubchen Sahne.
Etwas lustlos greife ich zur Gabel. Wieso lustlos? Weil ich keinen Käsekuchen mag. Und das vor mir ist Käsekuchen. Zumindest glaube ich das.
Warum ich das Stück dann überhaupt bestellt habe? Die Antwort ist simpel: Matthias zuliebe. Wir sind zum ersten Mal in unserem Leben in der Cheesecake Factory. Und da wir nach unseren Hauptspeisen mit gefühlt drölf Milliarden Kalorien kaum noch existieren können (Stichwort: Fresskoma!), schaffen wir einfach nicht jeder ein eigenes Dessert. Und da Matthias Käsekuchen vergöttert, hocke ich nun vor diesem unscheinbaren Stückchen.
Doch als ich die erste Gabel in meinen Mund schiebe, gerät meine Käsekuchen-Welt völlig aus den Fugen. Das hier hat nichts, absolut gar nichts, mit dem deutschen Käsekuchen gemeinsam. Es ist vanillig, buttrig, cremig mit einem knusprig-zimtigen Boden. Kurzum: Das ist der beste Kuchen, den ich jemals gegessen habe. Mit Abstand!
Diese erste Erfahrung veränderte meine Einstellung zu Cheesecake komplett.
Wann immer ein Restaurant oder Cafe „New York Cheesecake“ oder „American Cheesecake“ auf der Karte hat, bestellen wir ihn seither. Und wann immer wir auf Reisen bei der Cheesecake Factory landen, testen wir eine der gefühlt 100 Sorten aus – sei es in den USA oder bei Zwischenstops in Doha oder Dubai. Unsere Favoriten bisher? Salted Caramel, 30th Anniversary Cheesecake und tatsächlich der Klassiker mit Sahne und Erdbeeren.
Da uns der Cheesecake aber in Deutschland kaum irgendwo annähernd perfekt schmeckte, trieb mich unsere Leidenschaft in den letzten Jahren mit Rührgerät und Frischkäse bewaffnet an den Rande des Backwahnsinns.
Nach zahlreichen mehr oder minder guten Versuchen, bei denen ich verschiedenste Rezepte austestete, mischte, abwandelte und verfeinerte, habe ich mittlerweile mein ganz persönliches Geheim-Rezept für New York Cheesecake gefunden.
Trotz gutem Rezept gelang mir der Kuchen aber das erste Mal zu 101%, als ich endlich eine Lösung dafür fand, dass es Sour Cream in Deutschland meist nur mit Kräutern gibt…nunja 😀
Statt die Zutat durch Saure Sahne, Schmand oder Ähnliches zu ersetzen, stellte ich die Sour Cream nach dieser Anleitung von Gemma Stafford selbst her. Das war offenbar das i-Tüpfelchen auf meinem Rezept, das vorher einige Jahre gefehlt hatte.
Die vielen Versuche der letzten Jahre haben aber auch gezeigt, dass es nicht nur auf die richtigen Zutaten, sondern auch auf Techniken und Kniffe ankommt, um das perfekte Ergebnis zu erzielen. Schon ein Fehler bei der Zubereitung reicht und der Cheesecake ist nicht mehr perfekt. Immer noch lecker, aber einfach nicht mehr perfekt.
Aus diesem Grund habe ich dir hier mein Geheim-Rezept mit einer genauen Anleitung aufgeschrieben…
New York Cheesecake
Kochutensilien
- 26er Springform
- Rührschüssel
- Backblech
- ofenfeste Form
- Handrührgerät
- Kuchenrost
- Messer
Zutaten
Für den Boden
- 200 g Vollkorn-Butterkekse
- 1/2 TL Zimt
- 80-100 g Butter
Für die Füllung
- 1,1 kg Frischkäse Doppelrahmstufe (Zimmertemperatur)
- 200 g Sour Cream (Zimmertemperatur; alternativ geht auch Schmand; Sour Cream ist aber besser)
- 200-250 g Zucker (je nachdem, wie süß du den Kuchen magst)
- 2 Päckchen Bourbon-Vanille-Extrakt (oder alternativ Vanilleschote)
- 5 Eier (Größe L; Zimmertemperatur)
Für das Topping
- 200 g Gramm Sour Cream (direkt aus dem Kühlschrank)
- etwas Puderzucker
Zubereitung
Eine Springform mit Backpapier auslegen und die Keksmasse hinein geben. Die Masse am Boden festdrücken und einen Rand hochziehen (etwa zur Hälfte des Rings). Die Form ins Gefrierfach stellen. Den Frischkäse mit dem Handrührgerät cremig rühren. Nach und nach erst 200 Gramm der Sour Cream, dann den Zucker und schließlich die Eier hinzugeben und alles cremig rühren. Zum Schluss den Vanille-Extrakt einrühren. Die Form mit dem Keksboden aus dem Gefrierfach holen und die Frischkäsemasse einfüllen. Die gefüllte Form vorsichtig einige Male auf der Arbeitsplatte aufklopfen, damit sich kleine Luftbläschen lösen. Den Kuchen auf einem Kuchenrost über das Blech mit dem Wassergefäß in den Ofen schieben und für zehn Minuten bei 220° backen. Dann auf 180° zurückschalten und 45-60 Minuten weiter backen (dabei schauen, dass die Oberfläche nicht zu dunkel wird - sonst den Kuchen schon früher rausholen oder mit Folie abdecken). Den Kuchen aus dem Ofen nehmen und vorsichtig mit einem Messer vom Rand lösen. Ich mache danach meist direkt den Ring einmal auf und wieder zu, damit ich sicher sein kann, dass der Kuchen gelöst ist. Das minimiert die Wahrscheinlichkeit, dass er reißt – leider passiert mir das aber bis heute ab und an. Den Kuchen in der Form auskühlen lassen. Wenn er abgekühlt ist, sollte er für mindestens fünf Stunden (besser sogar einen ganzen Tag) in den Kühlschrank. Vor dem Servieren die restlichen 200 Gramm Sour Cream nach Belieben mit Puderzucker verrühren. Das Topping auf dem Kuchen verteilen und glatt streichen. Den Kuchen entweder noch mal kurz kalt stellen oder direkt servieren. Erst kurz vor dem Servieren die Springform abnehmen. Serviertippp:
Manchmal mache ich den Kuchen (wie hier auf den Fotos) auch ohne das Sour Cream-Topping. Wir finden beides lecker und entscheiden das nach Tagesform 🙂 Wenn der Kuchen gerissen ist, ist das Topping übrigens auch eine gute Möglichkeit, die Risse ein bisschen zu verstecken 😉
Ob mit oder ohne Topping: Wir mögen den Cheesecake am liebsten einen Tag, nachdem er gebacken wurde.
Damit er im Inneren nicht „krisselig“ wird, sondern buttrig bleibt, sollte er direkt aus dem Kühlschrank serviert werden.
Der Kuchen ist auf jeden Fall schon pur ein Genuss. Wir haben ihn im Winter aber auch schon mit warmem Beerenkompott und Sahne oder mit einem Karamel-Topping gegessen. Super lecker!
Wie du vielleicht weißt, haben wir eine besondere Bindung zu den USA und insbesondere zu New York. Wann immer das „USA-Weh“ zuschlägt, schafft der Kuchen zumindest ein bisschen New York-Feeling im Alltag.
Wir hoffen, unser Rezept für New York-Cheesecake beschert auch dir einen USA-Moment in den eigenen vier Wänden 🙂
Pingback: BBQ Spareribs – der deftige Grill-Klassiker aus den USA