Schlaflos in Seattle? Für alle, die schon einmal in die USA gereist und morgens um fünf wie ein Flummi durchs Zimmer gehüpft sind, bekommt dieser Filmtitel eine ganz neue Bedeutung. Nachmittags kommt dann die Quittung: Große Müdigkeit macht sich breit und spätestens abends um neun ist aus dem Flummi ein schrumpeliger Luftballon geworden.
Aber: Das muss nicht sein! Es gibt ein paar Tipps gegen Jetlag, die den Reisekater zwar nicht ganz vertreiben aber immerhin im Zaum halten können.
New York 2011: Nach unserem ersten Langstreckenflug waren Matthias und ich so blauäugig und entschieden uns, direkt nach Aufnahme des Mietautos noch die ersten Kilometer nach Neuengland zu fahren. Fataler Fehler, wie sich herausstellte: Das vorgebuchte Hotel erreichten wir nur mit äußerster Mühe weil wir vor Müdigkeit zwischendurch immer wieder anhalten mussten. Sowas würde ich definitiv nicht nochmal machen…
Kalifornien 2013: Während der ersten Tage unseres fünfwöchigen Roadtrips verpennte ich regelmäßig die schönsten Aussichten. Matthias hatte die „ehrenvolle Aufgabe“, die komplette Strecke fahren zu dürfen weil ich noch zu jung war (in Amerika kosten Zusatzfahrer unter 25 ordentlich extra). Im Gegenzug hat er wahrscheinlich doppelt so viel von Kalifornien gesehen wie ich 🙂
Irgendwann erlaubte er sich einen Scherz: Zu den vielen von mir verpassten Aussichten gehörte auch ein Blas eines Wals vor der Küste. Nachdem ich mich bestimmt zwei Stunden geärgert hatte und dann wieder in den Dornröschenschlaf fiel, rief Matthias fortan jedes Mal, wenn ich wegdöste, „Wal!“. Ich glaube, so fünf bis zehn Mal hat das funktioniert. Dann war es vorbei mit der Munterkeit. Was wir auch versuchten: Ich konnte die komplette erste Woche über kaum die Augen offen halten.
Wochen später erzählte Matthias unseren Freunden: „Ich erinnere mich an ein Mädchen, das unbedingt den Highway Number 1 fahren wollte und dann alles verpennte!“ 😀
Ich konnte mir lange nicht erklären, woher diese schlagende Müdigkeit am Nachmittag kam. Schließlich hatte ich mir Jetlag eher so als leichtes Tief am ersten Tag vorgestellt und nicht als mächtige Dampfwalze, die die erste Woche meiner Reise platt rollt.
Heute bin ich sicher: Ich war mittendrin im Reisekater.
Um solche Situationen zu vermeiden, habe ich über die Jahre ein paar Tipps gegen Jetlag gesammelt. Heute möchte ich sie mit dir teilen.
Das „richtige“ Flugverhalten
Was ist schon richtig? So pauschal lässt sich das eigentlich nicht sagen. Es kommt darauf an, ob die Reise gen Westen oder Osten geht. Je nachdem, welche Tages- bzw. Nachtzeit dich bei der Landung erwartet, solltest du versuchen, deine Schlafenszeiten im Flugzeug anzupassen. Ich weiß, dass das leichter gesagt ist, als getan. Hilfreich ist es, wenn du deinen Rhythmus schon einige Tage vor Abreise ein bisschen an das Zielland anpassen kannst.
Mir helfen außerdem Nachtflüge. Die Nacht vor der Abreise schlafe ich dann meist wenig, bin über den Wolken müde und versuche dann etwa so viele Stunden zu schlafen, dass es nach der Landung wieder halbwegs passt…
Viele Reisende schwören auf einen Stopover, weil sie die Umstellung so quasi „häppchenweise“ erfahren. Dazu habe ich noch keine eigenen Erfahrungen. Nach unserem 22-stündigen Aufenthalt in Doha auf dem Rückflug von Thailand im Sommer weiß ich aber hoffentlich mehr zu berichten. Bis dahin findest du hier einige Tipps für einen entspannten Flug 🙂
Durchhalten
Landest du tagsüber im Zielland (das finde ich persönlich immer besser als abends), heißt es durchhalten. Je länger du bis zu einer „normalen“ Schlafenszeit wach bleibst, desto eher wirst du dem Jetlag entfliehen können. An einem neuen Ort angekommen, gibt es doch ohnehin soooo viel zu entdecken.
Ich würde aber empfehlen, nur angenehme Dinge zu machen, die nicht zu anstrengend sind. Vermeide lange Autofahrten oder andere Unternehmungen, die deinen Körper fordern.
Der Zeitzone anpassen…
Dies kann schon einige Tage vor der Abreise und auf dem Flug sinnvoll sein. So kannst du versuchen, deine Schlafens- und Mahlzeiten wenigstens ein bisschen anzupassen.
Ich stelle auch über den Wolken immer schon mein Handy auf die Zeit des Ziellandes um. Meine Armbanduhr lasse ich hingegen oft die ganze Reise über auf „Heimatzeit“.
Auch die schrittweise Umstellung der Einnahme von wichtigen Medikamenten kann Sinn machen (nur, wenn das aus medizinischer Sicht möglich ist!). So musst du auf Reisen nicht mitten in der Nacht aufstehen, um sie einzunehmen.
…oder stur bleiben
Wenn alles nichts hilft, kannst du den Reisekater auch einfach nutzen und dich damit zufrieden geben, dass er sich erst nach und nach verkrümelt. In den USA wirst du dann unter Umständen mit grandiosen Sonnenaufgängen belohnt und in Asien mit tollen Partys 😉
Tageslicht nutzen
Gerade am Anfang einer Reise solltest du versuchen, das Tageslicht so viel wie möglich zu nutzen. So wirst du meist weniger müde. Auch leichte Aktivitäten, wie ein Spaziergang am Strand oder eine kleine Wanderrunde, können vitalisierend wirken.
Außerdem solltest du erst nach Sonnenuntergang schlafen, damit dein Körper sich an die Umstellung gewöhnen kann.
Kaffee?
Ob dieser Punkt zu den Tipps gegen Jetlag gehören sollte, muss jeder für sich entscheiden. Ich empfehle dir natürlich nicht, den Kaffee literweise in dich rein zu kippen. Als kleiner Koffein-Kick im Nachmittagstief schwöre ich auf Reisen aber genauso auf ihn wie zuhause.
Finger weg von Medikamenten
Anders als mit Kaffee sieht es für mich mit Medikamenten aus. Auf dem Flug würde ich von diesen generell abraten. Schlafmittel können dich so müde machen, dass du bei einer ungeplanten Zwischenlandung oder einem Notfall Schwierigkeiten bekommst. Auch im Zielland würde ich keine aufputschenden oder müde machenden Medikamente nehmen. Ich war allerdings bisher auch in keiner Situation, in der es für mich keine andere Möglichkeit gab. Letztlich musst du auch diesen Punkt für dich entscheiden.
Nimm aber auf keinen Fall etwas, das du vorher nicht mit einem Arzt abgesprochen hast – auch wenn es auf deiner Reise das ein oder andere Mittelchen, anders als in Deutschland, vielleicht ohne Verschreibung gibt.
Ich würde immer eher empfehlen, erstmal zu natürlichen Alternativen zu greifen: Guarana, Kardamon, Ingwer und Peperoni sind pflanzliche Muntermacher; Baldrian und Lavendel machen eher müde.
Bei Kurztrips alles anders machen
Wenn nur eine kurze Reise ansteht, können meine Tipps gegen Jetlag eventuell das Gegenteil bewirken: Du bekommst einen Kater vom Reisekater. Daher würde ich dir hier raten, dich gar nicht erst umzustellen und auch im Zielland nach den heimischen Zeiten zu leben, schlafen und zu essen.
Hast du geheime Tipps gegen den Reisekater? Vielleicht willst du sie mit uns teilen? 🙂